Die Praktiken

 

Wir unterrichten zwei grundlegende Meditationsformen: Die Vergegenwärtigung des Atems und die Entwicklung liebender Güte oder "Metta-Bhavana".


Die Vergegenwärtigung des Atems (auch: Achtsamkeit beim Atem)

Bei dieser Methode wählt man den Atem als Objekt der Sammlung. Die Übenden richten ihre Aufmerksamkeit auf die Empfindungen des Atemflusses, ohne diesen in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Man spürt das Heben und Senken des Brustkorbs, die zarten Empfindungen in Nase, Rachen, Brust und Bauch. Diese einfache Übung in Sammlung bringt Sie ganz in den gegenwärtigen Augenblick und in die Fülle des Erlebens, die im ihm steckt. 

Die Vergegenwärtigung des Atems schult ganz besonders Achtsamkeit, also die Fähigkeit präsent zu sein und aufmerksam wahrzunehmen, was in uns und um uns herum geschieht. Sie ist auch ein hervorragendes Gegenmittel gegen Unruhe und Nervosität und hilft dir dich zu entspannen: die Sammlung auf den Atem wirkt sich positiv auf die gesamte körperliche und geistige Verfassung aus. 

Bei uns wird diese Übung in vier Abschnitten unterrichtet, wobei zu Beginn das Zählen der Atemzüge als Hilfsmittel zur Konzentration eingesetzt wird.


Die Metta-Bhavana (Entfaltung liebender Güte)

Die Metta-Bhavana ist eine traditionelle Meditationsform, die den Übenden hilft, eine Haltung von emotionaler Positivität und echtem Wohlwollen sich selbst und anderen gegenüber zu entwickeln. Das altindische Pali-Wort "Metta" bedeutet in etwa nicht-exklusive, bedingungslose Liebe, liebende Güte oder Herzensgüte. Es ist eine tief empfundene Haltung von Wohlwollen, der aufrichtige und von Eigeninteressen freie Wunsch nach dem Wohlergehen eines Anderen. "Bhavana" bedeutet "hervorbringen".

Wir unterrichten die Metta-Bhavana in fünf Abschnitten: zu Beginn entwickelst du ein Gefühl von Freundlichkeit und Wohlwollen dir selbst gegenüber. Verschiedene Methoden können helfen, diese von Herzen empfundene Freundlichkeit zu wecken, wenn sie sich nicht spontan einstellt: Bilder (z. B. die Vorstellung von Licht durchflutet zu werden); Sätze (z. B. "Möge ich glücklich sein!"); Erinnerungen an Momente, in denen du dich in tiefer Harmonie fühltest u. v. a. m. In der Metta-Bhavana lernen die Übenden im Laufe der Zeit, wie er oder sie am wirkungsvollsten zu einer wirklich positiven Haltung findet.

Im zweiten Abschnitt stellst du dir einen Menschen vor, der dir nahe steht und lässt auch zu diesem Menschen Gefühle von Freundlichkeit und Wohlwollen fließen. Im dritten Abschnitt dehnst du diese Haltung auf jemanden aus, der dir normalerweise gleichgültig ist, und im vierten Abschnitt sogar auf jemanden, den du nicht magst. Dabei geht es nicht darum, eine bestehende Abneigung "wegzureden", sondern den betreffenden Menschen in größerem Zusammenhang zu sehen: mit all seinen Schwächen, aber auch mit all seinen schönen Seiten, seiner Sehnsucht nach Glück etc. Im letzten Abschnitt lässt du deine liebevollen Gefühle frei ausströmen, zu allen Menschen und allen empfindenden Lebewesen, soweit deine Vorstellungskraft dich trägt.

Die Metta-Bhavana ist keine Übung in Autosuggestion. Es geht also keinesfalls darum, sich irgendwie einzureden, alle Menschen seien nett und sympathisch. Es geht vielmehr darum, die eigenen Gefühle zunächst einmal unvoreingenommen kennen zu lernen und zu erleben, und dann zu lernen, sie sanft zu entspannen und zu öffnen. Die Früchte der Übung sind ein größeres Einfühlungsvermögen und eine positivere Einstellung sich selbst und anderen gegenüber. Diese Übung kann eine dramatisch positive Wirkung auf Konfliktsituationen haben! Sie ist auch ein hervorragendes Gegenmittel gegen Gereiztheit, schlechte Laune und gegen eine harte, überkritische Haltung sich selbst und anderen gegenüber.